Donnerstag, 7. Dezember 2017

10 Herzkissen - für jeden Therapie-Schritt eins!

Uns hat vor einigen Monaten eine Patientin kontaktiert, die ein Herzkissen von uns bekommen hat. Sie wollte für jeden Therapie-Schritt ein Herzkissen für eine andere betroffene Frau nähen.
Gestern war es nun so weit:
Sie hat uns 10 bunte Herzkissen vorbeigebracht, dazu hat sie uns noch einen Brief mit ihrer Geschichte und ihren Gedanken zu den Herzkissen übergeben, den wir Euch nicht vorenthalten wollen:

„Ich arbeite in einem Großhandel für Deko- und Floristikartikel. Vor einiger Zeit kam eine Kundin mit einem Flyer der "Herzen gegen Schmerzen" und erzählte mir davon. Ich fand die Herzen eher hässlich mit den langen Ohren und dem etwas komischen Stoff. Wenn man die Herzen nicht kaufen konnte, wie sollten man dann spenden? Wie soll ein Stoffherz einer an Brustkrebs erkrankten Frau helfen? Alles Quatsch. Ok, es ist zur Lagerung, für was?

Im Juni wurde dann bei mir selbst ein Mammakarzinom diagnostiziert, unverhofft, denn ich war erst 5 Monate vorher ohne jeglichen Befund mit Ultraschall untersucht worden. Die Reihenmammographie war im September des Vorjahres, auch ohne jeglichen Befund. Von meiner Frauenärztin zum Brustzentrum, zu meiner Frauenärztin, zum Spezialisten (angeblich die Kapazität in Bremen), dann ins Diako zur OP. Am Vorabend der OP, die für 8:00 Uhr morgens angesetzt war, lag bei meinem OP Hemd auch ein Herz. Ich erinnerte mich daran und freute mich, auch wenn ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte, war ich doch eine "Ungläubige". Als ich am nächsten Morgen mit meinem Bett in die Chirurgie gefahren wurde sah die Stationsschwester das Herz, das auf meinem Bett lag, freute sich mit mir und erklärte mir, dass es zur Lagerung unter den Arm geklemmt wird. Als ich aus der Narkose aufwachte, hatte man mir das Herz, unter den Arm geklemmt um die Narbe der Lymphknoten und die dort befindliche Drainage abzupolstern. Schnell habe ich gemerkt, wie toll das ist, denn man polstert nicht nur die Narbe ab, sondern verhindert auch, dass man versehentlich auf die entsprechende Seite rollt. 

Nach 3 Tagen wurde ich entlassen und freute mich weiter über mein Herz. Ich wollte unbedingt etwas zurückgeben, denn ich war auch dankbar, dass bisher alles so gut abgelaufen war. Ich googlete nach den Herzen, denn ich hatte mir überlegt, dass es doch so schwer nicht sein kann, solche Herzen zu nähen, gerade hatte ich meine Maschine wieder vorgeholt und mir eine Mütze genäht. Aber ein einziges Herzkissen zu nähen, ist ja lächerlich. Warum also nicht mehrere Herzen nähen, aber wie viele? Bei mir muss alles irgendwie einen Sinn machen und so kam mir die Idee, für jeden Schritt der Krankheit ein Herz zu nähen. Von Sarah ließ ich mir also die Anleitung schicken und begann Anfang Juli mit dem ersten Herzen. Da bis dahin, schon ein bisschen was passiert war, konnte ich den ersten großen Schwung schon in den 14 Tagen vorbereiten oder fertigstellen, da ich nach meinem Krankenhausaufenthalt noch krankgeschrieben war. Wenn der Arm beim Stopfen und Vernähen der Wendeöffnung schmerzte, hat mir mein eigenes Herzkissen wieder gute Dienste geleistet. 

So gibt es nun ein Herzkissen für das Symptom, „ein Jucken in der Brust“, das ganz andere Ursachen hatte; für die Diagnose, die meine Frauenärztin gestellt hat; für den Facharzt, vor dem ich ein bisschen Angst hatte, bevor ich ihn kannte; für die Sentinellmarkierung = die Markierung der Lymphknoten; für die OP, die der Facharzt selbst durchführte; für die Knochenszintigraphie, von der ich erst nicht wusste, wozu sie dient; für die Therapie, die bei mir glücklicherweise nur aus Bestrahlung und einer über 5 Jahre dauernden Einnahme von 1 Tablette täglich besteht; für die Nachsorge, die mit dem ersten Besuch bei meiner Frauenärztin nach der Bestrahlung begann; für eine zweite OP, in der die Eierstöcke entfernt wurden, denn mein Tumor war stark hormonabhängig und in solchen Fällen bildet sich häufig auch dort Krebs, die Alternative wäre über 3 Jahre alle 3 Monate Spritzen gewesen. Schlussendlich, gibt es auch ein Herz für Freundschaft. Als der Krebs diagnostiziert wurde, befand ich mich nur 2 Tage von der Teilnahme an einer wichtigen Messe, zwei weitere sollten in den folgenden 5 Wochen folgen. Ich musste alles absagen, meine Kollegen mussten für mich einspringen und so war es unvermeidlich, dass eine große Zahl meiner Kollegen von meiner Krankheit erfuhr. Von meinen Vorgesetzten, meinen Kollegen und Freunden ist mir eine derartige Welle der Freundlichkeit und Anteilnahme entgegen geschwappt, dass es schier unbeschreiblich war.

Ich habe alles sehr gut überstanden und die Chance, dass der Krebs wieder kommt ist recht gering. Andere Frauen, die ich getroffen habe, hat es weit schlimmer getroffen. Diesen Frauen gilt mein größter Respekt.
Dagmar“



Vielen Dank für deine Herzkissen und deine ehrlichen Worte!!

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